Der Anteil der Studierenden mit der Abschlussnote „ausreichend“ sinkt rapide

Der Anteil der Studierenden mit der Abschlussnote „ausreichend“ sinkt rapide

Diese Woche vergleicht unser Diagramm den Anteil der Hochschulabsolventen mit der Note „ausreichend“ über die Jahre 2004 bis 2014. Es wird deutlich, dass sich der Anteil der Studierenden, die den Universitätsabschluss „gerade noch“ schaffen rapide zurückgeht. 2004 schlossen 3.1% der Studierenden mit einem „ausreichend“ ab, wohingegen dieser Wert 2014 unter die 1-Prozent-Marke (0.9 %) fiel.

Eine mögliche Erklärung für die deutliche Verbesserung der Abschlussnoten ist die Umstellung auf das Bachelor-Master-System. Im neuen System fließen alle Prüfungsleistungen eines Studierenden in die Gesamtwertung mit ein, sodass nach drei oder vier Jahren ein Durchschnittswert aus den kumulierten Noten errechnet werden kann. Auf diese Weise kann ein Studierender / eine Studierende eine schlechte Prüfungsleistung durch gute Leistungen in einem anderen Fach leichter ausgleichen. Im traditionellen System sammelten Studierende hingegen Scheine, um im letzten Semester des Studiums für die Diplomarbeit zugelassen zu werden. Die Abschlussnote des gesamten Studiums entsprach häufig der Note der Diplomarbeit und war somit von einer einzelnen Prüfung abhängig. Unter diesem Umständen ist es unmöglich ein „ausreichend“ auszugleichen, sodass der Anteil an Absolventen mit der Note „ausreichend“ erwartungsgemäß höher ist.

Ein anderer möglicher Grund für den niedrigeren Anteil von schlechten Noten bei Absolventen könnte auch eine Noteninflation an deutschen Hochschulen sein. Insbesondere bei Masterstudiengängen haben Hochschulen den Anreiz die Bewerbungschancen ihrer Absolventen auf dem Arbeitsmarkt durch gute Noten zu erhöhen (siehe Diagramm vom 4. April 2016). Eine andere aber auch gewagte Erklärung für die Noteninflation könnte der Ehrgeiz von Studierenden sein, die sich bei schlechten Noten beschweren, sodass sich Professoren rechtfertigen müssen, weshalb ein „ausreichend“ vergeben wurde (siehe Zeit Online vom 22. November 2012; http://www.zeit.de/2012/48/Hochschule-Notenvergabe). Um Diskussionen mit Studierenden zu vermeiden, neigen Professoren und Dozenten dazu bessere Noten zu geben.

Die starke Abnahme der Note „ausreichend“ bei Hochschulabsolventen lässt sich zusammenfassend sowohl durch die Umstellung auf das Bachelor-Master-System, als auch durch eine mögliche Noteninflation erklären.

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