Die Studienlandschaft in Deutschland wird komplexer und vielfältiger

Die Studienlandschaft in Deutschland wird komplexer und vielfältiger

Nachdem wir uns Ende Mai mit der Anzahl der Studienprogrammen pro Hochschule befasst haben, wollen wir die Anzahl der Studienprogramme diese Woche von einem aggregierten Blickwinkel für ganz Deutschland betrachten. Im Vergleich zu dem Jahr 2004, in dem 9.583 Studienprogramme an deutschen Hochschulen angeboten wurden, können Studierende 2014 zwischen 16.629 unterschiedlichen Programmen wählen – was einem Wachstum von 73.5 % entspricht. Damit einher geht eine deutliche Zunahme der Komplexität mit Blick auf akademische Abschlüsse. Für Personaler wird die Evaluation des Studienerfolgs eines Bewerbers zunehmend schwieriger.

Das gestapelte Flächendiagramm der Woche verdeutlicht zudem sehr gut, bei welchen Studienprogrammen innerhalb der letzten zehn Jahre die größte Veränderung stattgefunden hat. Auf Rang 1 liegen die Medizin- und Gesundheitswissenschaften, bei denen die Anzahl der Programme um 163.2 % gewachsen ist. Dieser Bereich umfasst neben dem klassischen Medizinstudium auch neuere Programme, wie der „Gesundheitsökonomie“, „Public Health“ oder die „Gerontologie“. Das Fach „Gesundheitsökonomie“ kombiniert die Gesundheitswissenschaften mit wirtschaftlichen Aspekten, welche Absolventen eine bessere Grundlage bietet, um sich für führende Positionen innerhalb der Gesundheitsbranche zu qualifizieren. Das Studienfach „Public Health“ beschäftigt sich mit dem Gesundheitssystem einer ganzen Nation, wohingegen die „Gerontologie“ das Älterwerden des Menschen aus medizinischer und sozialer Sicht erforscht. Gesellschaftliche Trends wie der demografische Wandel und der damit verbundene Kostendruck innerhalb des Sozialsystems sorgen dafür, dass Fachpersonal in diesem Bereichen benötigt wird, was letztlich zu einer Anpassung der Studienprogramme führt.

Mit einer Wachstumsrate von 92.9 % liegen die Studienprogramme rund um die Mathematik und Informatik auf Rang 2. Heutzutage werden viele anwendungsbezogene Studienfächer, wie der „Medieninformatik“, der „Bioinformatik“ oder der „Finanzmathematik“ angeboten. Dieser Trend kann durch neue Technologieentwicklungen erklärt werden, die dafür sorgen, dass die Digitalisierung in immer mehr Bereichen Einzug erhält. So sorgt das Internet der Dinge beispielsweise dafür, dass Fächer wie „Mobile Computing“ oder „Mensch-Computer Interaktion“ an deutschen Hochschulen angeboten werden. Zudem sorgt die Digitalisierung für einen enormen Zuwachs an Daten, welche zu besseren Entscheidungen führen können, wenn geschultes Personal vorhanden ist. Die Auswertung von großen Datensätzen kann meistens nicht mehr über standardisierte Programme erfolgen und erfordert „Big Data Analytics“ Experten, was ein weiterer neuartiger Schwerpunkt an Hochschulen ist.

Die Ingenieurwissenschaften folgen mit einem Wachstum von 89.1 % auf Rang 3. Auch hier kann der starke Anstieg durch gesellschaftliche und politische Entwicklungen erklärt werden. In Fächer wie „Communication Systems ∓ Networks“ oder „Automation ∓ IT“ werden Fachkräfte ausgebildet, die im Zeitalter der Digitalisierung die Infrastruktur der Informationssysteme oder Produktionssysteme an die neuen Anforderung anpassen können. Eine andere Entwicklung ist die Energiewende, durch die der Energiebedarf der Bundesrepublik bis 2050 durch erneuerbare Ressourcen gedeckt werden soll. Diese Abkehr von fossilen Brennstoffen zu mehr Nachhaltigkeit erfordert Spezialisten. Aus diesem Grund haben die Hochschulen reagiert und bieten in dem Bereich Ingenieurwissenschaften Programme wie „Erneuerbare Energie“, „Green Building Engineering“, „Integrated Water Management“ oder auch „Natural Resource Management“ an, um die Ingenieure von Morgen auszubilden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass gesellschaftliche und politische Entwicklungen, wie der demografische Wandel, die Energiewende oder auch die Digitalisierung, die treibende Kraft für die Weiterentwicklung und Diversifizierung der Studienprogramme an deutschen Hochschulen sind. Ein weiterer Grund könnten neue Managementmethoden sein, die auf eine engerer Zusammenarbeit zwischen einzelnen Abteilungen setzen und deshalb Mitarbeiter mit breiterem Wissen voraussetzen, was das Aufkommen von kombinierten Studiengängen erklärt.

Der rapide Anstieg an Studienprogrammen erhöht die Komplexität für Personalabteilungen. Die schiere Anzahl an Studienfächern kann für einen Recruiter zum Alptraum werden, da die Vergleichbarkeit der akademischer Leistungen unterschiedlicher Kandidaten wesentlich schwieriger wird. Um dennoch passende Bewerber zu identifizieren und den Überblick nicht zu verlieren, sollten sich Personalabteilungen an einen unabhängigen Dienstleister, wie CASE, wenden, der durch sein Know-how die passenden Kandidaten in einem frühen Selektionsschritt filtern kann.

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