Das Fachangebot für Studierende in Deutschland verändert sich

Das Fachangebot für Studierende in Deutschland verändert sich

Unser erster Artikel im Jahr 2017 beschäftigt sich mit den Veränderungen im Studienfachangebot. Konkret: Welche Fächer können besonders viele neue Studiengänge verzeichnen? Und, in welchen Fächern sinkt die Anzahl der Studienprogramme? Auf ganz Deutschland gesehen ist das Studienangebot im beschriebenen Zeitraum größer geworden. Die Gesamtanzahl der Studienprogramme ist um 1,3 Prozent gestiegen. Auch wenn ein größeres Angebot natürlich auf den ersten Blick positiv erscheint, so erschwert dies auch die Entscheidung der Studierenden für ein bestimmtes Programm und die Bewertung von Abschlusszeugnissen für Personaler.

Im ersten Schritt ist es wichtig festzuhalten, dass die Anzahl der Studienprogramme nicht zwangsläufig die Anzahl der Studierenden in der jeweiligen Fachgruppe widerspiegelt. So gibt es annähernd gleich viele Programmangebote in den Bereichen „Kunst / Musik“ und „Wirtschaftswissenschaften“. Letztere weisen allerdings deutlich mehr Studierende auf – mehr als 20% aller Studierenden sind im Bereich „Wirtschaftswissenschaften“ eingeschrieben, „Kunst / Musik“ studieren lediglich knapp 3%. Die Grafik sortiert die Studienfächer absteigend nach der Anzahl an Studienprogrammen im jeweiligen Fachbereich (Im Bereich „Sprach-/ Kultur-/ Kommunikationswissenschaften“ gibt es am meisten verschiedene Studienprogramme, in „Rechtswissenschaften / Jura“ ist die Auswahl an Studienprogrammen am kleinsten).

Im Detail zeigt die Grafik auf, in welchen Fachgruppen neue Studienprogramme entstehen. Die stärkste Zunahme zeigt sich in den Bereichen „Kunst / Musik“ und „Medizin / Gesundheitswissenschaften“. Die Felder „Rechtswissenschaft / Jura“, „Sprach-/ Kultur- / Kommunikationswissenschaften“ und „Naturwissenschaften“ können ebenfalls deutliche Zuwächse verzeichnen.

Ein Grund für diesen Anstieg ist sicherlich die zunehmende Privatisierung im deutschen Hochschulsystem. Während Fächer wie Humanmedizin oder Jura weiterhin den Universitäten vorbehalten sind, reagieren private Institutionen auf die hohe Nachfrage und schaffen Studiengänge wie Gesundheitsmanagement, Physiotherapie oder Wirtschaftsrecht. Auch im Bereich „Kunst / Musik“ zeigt sich ein maßgebliches Wachstum auf Grund von Angeboten privater Hochschulen. Die Zunahme im Bereich der Sprachwissenschaften resultiert stark aus der Popularität von Studiengängen im Bereich der Kommunikation.

Darüber hinaus zeigt sich auch, dass in einigen Fächergruppen das Studienfachangebot reduziert wird. Die relativ kleine Gruppe der Sportwissenschaften ist hiervon am stärksten betroffen. Der Grund hierfür liegt entweder in der Streichung von spezifischen sportwissenschaftlichen Studiengängen oder in einer Konsolidierung im Bereich der Sportwissenschaft.

Für Deutschland als Bildungsstandort ist die Abnahme an Studienprogrammen im Bereich der „Ingenieurwissenschaften“ potentiell relevant. Wir konnten allerdings bisher keinen damit einhergehenden Rückgang der Studierendenzahlen in diesem Bereich feststellen (es zeigt sich sogar ein kleiner Anstieg). Im Umkehrschluss bedeutet dies: Die gleiche Anzahl an Studierenden verteilt sich auf weniger Programme. So könnten zum Beispiel einige private Hochschulen Studienprogramme abgeschafft haben, da diese auf Grund der hohen Konkurrenz, gerade auch mit Blick auf gut aufgestellte staatliche Angebote, nicht wirtschaftlich betrieben werden konnten.

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