Anteil der Abschlüsse, die durch Ausländer erworben werden, variiert stark zwischen Studienfächern

Anteil der Abschlüsse, die durch Ausländer erworben werden, variiert stark zwischen Studienfächern

Letzte Woche haben wir den Anteil der Abschlüsse, die durch ausländische Studierende in Deutschland erworben wurde, untersucht. Es hat sich gezeigt, dass dieser trotz einer Zunahme an ausländischen Studierenden in den letzten Jahren nicht gestiegen ist. Die Analyse wird nun vertieft, indem der Blick auf die Verteilung der ausländischen Studierenden auf die Studienfächer untersucht wird.

Die prozentual meisten Abschlüsse werden im Bereich „Kunst / Musik“ durch Ausländer erworben. Grundsätzlich handelt es sich hierbei um eine kleine Fächergruppe. Eine Erklärung für diese Abweichung kann in der Persönlichkeit der Studierenden liegen. In der Literatur ist es gut erforscht, dass gewisse „Traits“ die Selektion in Auslandsaufenthalte erklären. Im Big5 Model ist „Openness“ (zu Deutsch Offenheit) ein guter Prädiktor für Mobilität während des Studiums. Es ist gut vorstellbar, dass Offenheit – womit vor allem die Offenheit gegenüber unbekannter Ideen, Kulturen oder auch Essen gemeint ist – auch stark mit der Aufnahme eines Studiums in diesem Bereich zusammenhängt.

Mit Blick auf das im Verhältnis am zweit häufigsten durch ausländische Studierende abgeschlossene Studienfach, Ingenieurwissenschaften, wollen wir ein ökonomisches Argument vortragen. Auch nach dem Wegfall des Diploms genießt die Ingenieursausbildung in Deutschland weiterhin viel Wertschätzung. Neben den vielen mittelständischen und großen Unternehmen im Bereich Automobil- und Maschinenbau sind auch die Hochschulen in diesem Bereich sehr anerkannt. Es macht international gesehen durchaus Sinn, wenn sich Länder auf die Produktion bestimmter Produkte spezialisieren. Diese Spezialisierung entsprechend der komparativen Produktionsvorteile wurde erstmals von Ricardo skizziert. Entsprechend kann auch eine Spezialisierung auf Bildung insgesamt (siehe Australien, England oder die USA) oder auf einzelne Studiengänge (Ingenieurwesen in Deutschland) vorteilhaft sein. Während Deutschland im Vergleich zu kleineren europäischen Staaten (Niederlande, Dänemark, Schweden) nur auf eine geringe Anzahl international kompetitiver und gut anerkannter Management-Studiengänge kommt, so scheint das Studium der Ingenieurswissenschaften in Deutschland international gesehen sehr beliebt zu sein.

Am anderen Ende der Skala finden sich „Medizin / Gesundheitswissenschaften“, „Sozialwissenschaften“ und „Sport“. Ein Studium der Medizin endet mit einem Staatsexamen und der deutschen Approbation als Arzt. Dies ist für ausländische Studierende nicht unbedingt in ihrem Heimatland anrechenbar. Dazu erschwert die sehr kompetitive Vergabe der Studienplätze ausländischen Studierenden sicherlich die Aufnahme. “Sozialwissenschaften“ und „Sport“ scheinen kein ausgeprägtes internationales Profil zu haben. Bei „Sport“ handelt es sich – wie auch bei „Kunst / Musik“ am anderen Ende der Skala – um eine sehr kleine Studienfachkategorie. Die Tatsache, dass diese Fach oft auf Lehramt oder in Kombination mit Publizistik / Journalismus studiert wird könnte einen Erklärung für den geringen Anteil durch Ausländer erworbener Abschlüsse sein.

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