Die Anzahl der Studienprogramme nimmt in jedem Bundesland deutlich zu

Die Anzahl der Studienprogramme nimmt in jedem Bundesland deutlich zu

Diese Woche fokussiert sich unser Blog auf die Wachstumsraten der Studienprogramme an Hochschulen in Deutschland und zieht einen Vergleich zwischen den einzelnen Bundesländern. Bei erster Betrachtung des Diagramms fällt direkt auf, dass zwischen den Jahren 2004 und 2014 jedes Bundesland ein Wachstum an Studienprogrammen verbucht, sodass die Studienlandschaft sowohl für angehende Studierende als auch für Personalabteilungen komplexer wird. Die Wachstumsraten liegen zwischen 97 % in Nordrhein-Westfalen und 45 % in Mecklenburg-Vorpommern. Ein Wachstum von fast 100 % bedeutet, dass in diesem Bundesland im Vergleich zum Ausgangsjahr fast doppelt so viele Studiengänge angeboten werden. Neben Nordrhein-Westfalen weisen ebenfalls Rheinland-Pfalz (90 %), Berlin (89 %) und Bremen (84 %) solch hohe Wachstumsraten auf.

Eine mögliche Erklärung für das starke Wachstum in diesen Bundesländern könnte die Bevölkerungsdichte sein. Diese lag 2014 deutschlandweit bei 227 Einwohnern je km2. Mit Ausnahme von Rheinland-Pfalz leben in den besagten Bundesländern allerdings deutlich mehr Einwohner pro km2 (NRW: 517/km2; Berlin: 3,891/km2; Bremen: 1,578/km2). Wie unser Diagramm der Woche vom 17. Mai 2016 verdeutlicht, hat die Anzahl an Fachhochschulen innerhalb der letzten 10 Jahre zugenommen. Eine Zunahme an Hochschulen geht auch mit einer Zunahme an Studienprogrammen einher. Für kleinere und privatisierte Hochschulen ist es am lukrativsten sich in Gebieten anzusiedeln, die eine hohe Bevölkerungsdichte aufweisen, da dies die Wahrscheinlichkeit erhöht Studierende anlocken zu können. Als Reaktion auf die zunehmende Konkurrenz durch kleinere Hochschulen mit spezialisierten Studienprogrammen überarbeiten größere Hochschulen ihre Programme und erweitern diese, um durch eine höhere Vielfalt an Programmen bei zukünftigen Studierenden zu punkten.

Ein weiterer möglicher Grund für den großen Zuwachs an Studienprogrammen in den Stadtstaaten Berlin und Bremen geht aus der 3. und 4. Erhebung der Studie „Fachkraft 2020“ hervor. Die Studie zeigt, dass Berlin und Bremen jeweils ein regionaler „Hotspot“ für Studienanfänger aus den umliegenden Flächenländern Brandenburg bzw. Niedersachsen sind. Wenn man die Herkunft der zugewanderten Studierenden an Berliner oder Bremer Hochschulen genauer analysiert, wird deutlich, dass Brandenburger mit ca. 13 % und Niedersachsen mit ca. 40 % den größten Anteil aller Zugewanderten ausmachen. Die größere Nachfrage nach Studienplätzen könnte eine Erklärung für das starke Wachstum an Studienprogrammen in den Stadtstaaten sein.

Auch wenn Rheinland-Pfalz im Vergleich zu Berlin oder Bremen nicht gerade als regionaler „Hotspot“ gilt, so zieht das Bundesland doch recht viele Studierenden aus anderen Bundesländern an. Unter 50 % der Studierenden in Rheinland-Pfalz haben dort auch ihre Hochschulzulassung erworben. Somit stammen die restlichen 50 % aus anderen Regionen in Deutschland. Der größte Teil (ca. 20 %) kommt hierbei aus dem angrenzenden Hessen.

Insgesamt lässt sich also sagen, dass zwei vorherrschende Faktoren die deutliche Zunahme an Studienprogrammen erklären können, wobei man regionale Unterschiede nicht außer Acht lassen sollte. Die wichtigsten Faktoren, die das Angebot an Studiengängen positiv beeinflussen, sind die Binnenmigration junger Schulabgänger innerhalb der Bundesrepublik und die Gründung neuer Hochschulen.

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