Produktivität: Home-Office vs. Büro
06.09.2023
Nicht zuletzt auf Grund der Corona Pandemie arbeiten heute mehr Menschen im Home-Office als je zuvor. Viele Arbeitnehmende schätzen die Flexibilität und geben an, am heimischen Schreibtisch produktiver zu sein, als im Büro. Eine Studie aus dem Jahr 2013 von Bloom hat gezeigt, dass Arbeiter:innen in einer chinesischen Online-Reiseagentur eine 13% höhere Arbeitsleistung hatten, wenn sie remote gearbeitet haben. Kann also belegt werden, dass Home-Office zu einer höheren Produktivität führt? Kurze Antwort: nein. Ein wichtiger Aspekt, der bei dieser Studie vernachlässigt wurde, ist, dass zwei Drittel der Personen mit höherer Performance im Homeoffice einfach mehr arbeiten. Es wäre daher problematisch, die gestiegene Produktivität nur mit dem Arbeiten aus dem Home-Office zu begründen.
Auffällig ist auch ein anderer Aspekt: Viele bekannte Unternehmen, wie zum Beispiel Google und Meta verlangen mitlerweile wieder, dass ihre Mitarbeiter:innen mindestens an drei Tagen die Woche im Büro erscheinen. Dies hat The Economist zum Anlass genommen, die aktuelle Studienlage zu untersuchen. Den Artikel dazu findet ihr hier. Das Ergebnis daraus ist, dass sich das subjektive Empfinden vieler Arbeitnehmer:innen nicht unbedingt wiederfinden lässt.
Home-Office führt nicht unbedingt zu steigender Produktivität
Home-Office führt nicht unbedingt zu steigender Produktivität
Eine Studie von Natalia Emanuel und Harrington aus dem Jahr 2020 hat gezeigt, dass bei einem Online-Händler 8% mehr Anrufe pro Stunde von Mitarbeiter:innen bearbeitet wurden, die vom Büro ins Home-Office gewechselt sind. Diese Studie wurde jedoch überarbeitet und im Mai 2023 erneut veröffentlicht. Dabei fällt auf, dass es statt einem Produktivitätsanstieg sogar einen Rückgang der Produktivität um 4% gab. Die Arbeitspläne der Mitarbeiter:innen haben gezeigt, dass die sie weniger Anrufe beantwortet haben und auch die Qualität der Anrufe gesunken ist. Zudem wurden die Kund:innen länger in der Warteschleife gehalten. Aufgrund ungelöster Probleme kam es auch zu mehr Rückrufen.
An diese Ergebnisse knüpfen eine Reihe von anderen Studien an. Atkin, Schoar und Shinde (2023) haben Arbeiter:innen in Indien im Data Entry Sektor zufällig entweder dem Home-Office oder Arbeiten im Büro zugeteilt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Produktivität von Arbeiter:innen im Home-Office 18% niedriger ist als die, die vom Büro aus arbeiten. Doch warum sinkt die Produktivität, wenn von zu Hause gearbeitet wird? Ein Grund dafür ist, dass die Zusammenarbeit und Kommunikation mit den Kolleg:innen leidet. In Remote arbeitenden Teams wird weniger Feedback untereinander ausgetauscht. Somit lernen die Mitarbeiter:innen weniger, da ihnen der wertvolle Kontakt zu Kolleg:innen und Führungskräften fehlt.
Home-Office und erhöhte Flexibilität
Home-Office und erhöhte Flexibilität
Trotzdem bietet Home-Office viele Vorteile. Vor allem die Flexibilität wissen viele Leute zu schätzen. Man spart sich Zeit zum Büro zu pendeln, Kinderbetreuung und Arzttermine sind leichter zu koordinieren. Studien zeigen sogar, dass manche Menschen bereit sind Gehaltseinbußen in Kauf zu nehmen, wenn sie dafür die Möglichkeit haben, von zu Hause auszuarbeiten. Das zeigt, was für einen hohen Stellenwert Home-Office für viele Menschen heutzutage hat.
Aus den oben genannten Studien lässt sich schließen, dass man im Home-Office nicht zwingend produktiver arbeitet. Eine pauschale Antwort, ob remote oder Arbeiten vor Ort besser ist, lässt sich nicht geben. Es kommt auf die konkreten Rahmenbedingungen an, denn beide Arbeitsmodelle haben ihre Pros und Contras. The Economist prognostiziert, dass sich das hybride Arbeitsmodell, also der Mittelweg zwischen Remote Work und dem Büro, in der Zukunft durchsetzen wird.
Weitere Informationen zu diesem Thema findet ihr in den folgenden Quellen:
Emanuel and Harrington (2020)
Emanuel and Harrington (2023)
Atkin, Schoar and Shinde (2023)
Gibbs, Mengel and Siemroth (2022)
Künn, Seel and Zegners (2022)
Brucks and Levav (2022)
Yang et al (2022)
Choudhury et al (2023)
Emanuel, Harrington and Pallais (2023)
Bloom et al (2013)
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