Anteil der durch Ausländer erworbenen Abschlüsse fällt

Anteil der durch Ausländer erworbenen Abschlüsse fällt

Der Anteil von Hochschulabschlüssen, die von ausländischen Studierenden in Deutschland erreicht wurden, ist seit 2007 leicht gefallen (graue Linie im Graph, sekundäre y-Achse). Dies mag auf den ersten Blick verwunderlich sein, denn eins der Ziele des Bologna Prozesses ist es, die internationale Mobilität im tertiären Bildungssystem zu fördern. Wenn mehr Deutsche für ihr Studium ins Ausland gehen und im Gegenzug mehr Ausländer in Deutschland studieren, dann sollte dies dazu führen, dass der Anteil der von Ausländern erworbenen Abschlüsse steigt.

Ein Grund warum sich dieser Effekt nicht zeigt ist, dass viele Studierende lediglich im Rahmen von Austauschprogrammen in anderen Ländern studieren. Einen Abschluss erwerben sie im Rahmen solcher Programme nicht, sondern die ECTS werden auf ihre Studienleistung an der Heimathochschule angerechnet. Auch wenn diese Erklärung den Effekt nicht umkehren kann, so wird er dadurch abgeschwächt.

Eine solche Umkehr kann man erklären, wenn man die Veränderungen in der deutschen Hochschullandschaft in den vergangenen Jahren berücksichtigt. Es stimmt, dass immer mehr Deutsche nach dem Abitur im Ausland studieren und immer mehr Ausländer sich für ein Studium in Deutschland entscheiden. Gleichzeitig sind die Studierendenzahlen in Deutschland auf Grund doppelter Jahrgänge, dem Wegfall der Wehrpflicht und einer allgemeinen Zunahme der Studierendenquote allerdings in den letzten fünf Jahren um 27% gestiegen. Und genau dieser Anstieg überwiegt die anderen Effekte.

Der Graph nutzt eine log Skala um diesen Effekt zeigen zu können. Auf einer solchen Skala werden anstatt absoluten Veränderungen (z.B. +10.000) relative Veränderungen angezeigt (z.B. Anstieg um 10%). Dies lässt sich auch gut an der primären y-Achse erkennen, auf der sich die angegebenen Werte jeweils verdoppeln. Dadurch kann man erkennen, dass die Anzahl der ausländischen Absolventen mit deutschen Hochschulabschluss in den letzten Jahren durchaus gestiegen ist. Gleichzeitig ist die Anzahl der deutschen Studierenden leicht stärker gewachsen – die blaue Linie ist ein wenig steiler als die grüne.

Ein weiterer, durchaus interessanter Aspekt dieser Entwicklung sollte nicht außer Acht gelassen werden: Deutschland profitiert aktuell eindeutig von den Partnerländern in der „European Higher Education Area“. Denn eine so drastische Steigerung der Studienberechtigten führt in anderen Ländern zu mehr deutschen Studierenden. Während in Deutschland also der Anteil von Ausländern erworbener Abschlüsse fällt, sollte im Ausland der Anteil von Deutschen erworbener Abschlüsse ansteigen. Da Hochschulbildung in den meisten europäischen Ländern stark subventioniert wird sparen die deutschen Bundesländer durchaus eine Menge Geld. Die Reformen, die zu einer Zunahme der Studierendenzahlen in Deutschland geführt haben, wären ohne den Bologna Prozess, der Hürden für internationale Bildung abgebaut hat, deutlich kostspieliger.

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